Erinnerungen von Norbert Bogatzki
erstellt im Jahr 2024 = 50 Jahre später … wie die Zeit vergeht
Die Abschlussfahrt nach Berlin im Jahr 1974 war ein unvergessliches Erlebnis für die Klasse 10a. Auf dem Foto sind einige der Teilnehmer zu sehen, darunter Niermann, Lietz, Kaufmann, Hennewig, Derwing, Eckrath, die Gebrüder Burdenski, Schmitt und Bogatzki.
Von allen Klassenkameraden habe ich leider keine Fotos mehr, hier noch die Fotos welche ich habe.
Zum damaligen Zeitpunkt war Deutschland ja noch geteilt in BRD und DDR, und natürlich war der gesamte Planet nicht so global aufgestellt und infrastrukturell vernetzt wie heute. Mit dem Flugzeug zu fliegen war – da ja die Kosten für eine Klassenfahrt aus dem öffentlichen Sektor zu bezahlen waren – auch zu teuer, also wurde die Fahrt mit dem Bus durchgeführt. Die Fahrt führte durch das Staatsgebiet der DDR, damals durfte man auch nur bestimmte Straßen nach Berlin benutzen, sogenannte „Transitstrecken“. Insoweit war es für viele von uns ebenso neu wie spannend „das andere Deutschland“ erstmals aus dem Bus heraus zu sehen.
Besichtigungen
In Berlin selbst hatten wir diverse Besichtigungstermine, dies waren
Damals in Ostberlin
Wie oben angeführt stand ja auch ein Besuch auf der anderen Seite der Mauer an, wir checkten also durch die Grenzkontrolle durch und befanden uns in Ost-Berlin am Alexanderplatz. Wir wurden auch vorab über die Lehrer instruiert was wir alles machen dürfen und vor allen Dingen was wir nicht machen sollten. Daran haben wir uns natürlich gehalten denn keiner wollte ja irgendwelchen Ärger bekommen.
Wir gingen also rund um den Alexanderplatz herum und auch in diverse Seitenstraßen, natürlich ging es auch rauf den Fernsehturm, habt ihr ja auf den Fotos gesehen. Nachdem wir wieder unter waren, - wir waren in kleineren Gruppen unterwegs -, wurden wir von drei ostdeutschen Jugendlichen angesprochen.
Der Hintergrund war das einer dieser Jugendlichen den Wunsch hatte unserem Mitschüler Lück seinen Jeans-Hosenanzug für 100 Ostmark abkaufen zu wollen. Jeans waren ja damals in der DDR nicht zu bekommen und ein ganzer Anzug wäre natürlich etwas Tolles gewesen. Unser Mitschüler Lück hat sich zu Anfang ein wenig geziert, jedoch abschließend hat er nachgegeben und die beiden sind dann in eine öffentliche Toilette gegangen und haben dort ihre Kleidung getauscht. Jetzt muss man wissen das unser Mitschüler Lück schon eine beachtliche Größe hatte und der ostdeutsche Jugendliche nicht.
Also kurzum: Lück´s Kleidung war an Armen und Beinen ziemlich kurz und am ganzen Körper recht eng, bei dem anderen eben umgekehrt. Ein lustiges Bild welches immer in meinem Gehirn gespeichert sein wird!
Damit ist die Geschichte jedoch noch nicht zu Ende, denn irgendwann später hat unser Mitschüler Lück realisiert das er zwar 100 Ostmark hatte, diese jedoch im Westen nichts wert waren. Also bestand jetzt die Aufgabe darin das Geld auszugeben was bei den damaligen niedrigen Preisen im Osten eine große Aufgabe darstellte. Nun, es mündete darin das viele von uns in einem Restaurant für durchschnittlich 3,00 oder 4,00 Ostmark ein Mittagessen auf Lück´s Kosten einnahmen und Lück selber sich in einer Bücherei mit vielen Büchern eingedeckt hat.
Das Gesicht der Zöllner beim Grenzübertritt zurück von Ost nach West beim Anblick von Lück mit recht kurios anmutender Kleidung und bepackt mit Büchern könnt ihr euch sicher vorstellen!
Erinnerungen an Gerd Fisser
Hier winkt der leider 2024 verstorbene Gerd Fisser in die Kamera während der Abschlussfahrt nach Berlin 1974. Als Lehrer der neuen Generation wurde er in einer Zeit des Umbruchs anerkannt und geschätzt. Wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Schauspieler in der Fernsehserie über Mark Twain bekam er den Spitznamen “Sam” Fißer nach Samuel Longhorn Clemens, alter Ego von Mark Twain.
Aus der Erinnerung – außerhalb des Schulalltages – von Norbert Bogatzki hier eine kurze Geschichte zu Herrn Fisser:
Das „Scheiße-Lied“ ist ein deutsches Jugendlied das sich seit den 1970er Jahren nachweisen lässt. Auf der Rückfahrt im Bus von der Abschlussfahrt Berlin 1974 stimmte der Schüler Breil dieses Lied im Bus an.
Wer das Lied nicht (mehr) kennt, kann dieses bei Wikipedia finden. Auch ist es natürlich möglich, im Rahmen der eigenen Kreativität noch eigene Texte dazu zu ersinnen, wovon die teilnehmenden Schüler auch ausreichend Gebrauch gemacht haben.
Einige der frei ausgedachten Gesangsinhalte waren auch nicht wirklich schön oder jugendfrei und so hat Herr Fisser sich leidlich bemüht – (was ja auch seinem Auftrag entsprach) – den Gesang zu unterbinden oder aber zumindest auf eine jugendfreie Fassung einzugrenzen.
Nun, ein vollbesetzter Bus mit testosterongesteuerten ausschließlich männlichen Jugendlichen ist ab irgend einem Zeitpunkt nicht mehr wirklich steuerbar und irgendwann hat sich Herr Fisser geschlagen gegeben und hat fleißig mitgesungen.
Ein wundervoller Pädagoge.